Europaweite Anerkennung, bundesweite Ignoranz

Mai 5, 2020 12:57 pm Veröffentlicht von

2013 sorgen neue, europäische Rahmenbedingungen für eine Aufwertung des Meisterabschlusses: In diesem Jahr erhält der Meister die europaweite Studienberechtigung. In jedem Meisterbrief ist fortan vermerkt, dass der Abschluss im Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmen (DQR/EQR) dem Niveau 6 entspricht. Gleichzeitig werden in diesem Kontext der Meister- und Bachelorabschluss gleichgestellt.
Für den Meister ist das ein bildungspolitischer Meilenstein: Seine Wertigkeit wird im europäischen Vergleich sichtbar, ein Jobwechsel oder auch die Fortführung von Bildungswegen innerhalb der Europäischen Union werden hierdurch erleichtert.

Doch während Europa den Meister hochleben lässt, wird in Deutschland immer weniger für seinen Erhalt getan. Im Zuge der Globalisierung und Akademisierung entscheiden sich viele Nachwuchskräfte für den Bachelor. Auf der anderen Seite bieten Berufsschulen den Techniker als Alternative an. Eine sinkende Zahl von Auszubildenden verteilt sich auf immer mehr Alternativ-Berufe: Die Zahl der Handwerker sinkt. Deutschlandweit brechen bei den Bildungsanbietern die Meisterkurse ein. Als letzter Anbieter leistet sich das BFE alle fünf Schwerpunkte der Meisterausbildung im Programm.

Dabei ist die Situation absurd: Die Wirtschaft sucht händeringend nach Meistern der Elektro- und Informationstechnik, die Ausbildung ist ein Garantieschein für eine Top-Karriere. Gleichwohl schlagen weiterhin viele Auszubildende eine akademische Laufbahn mit ungewissen Jobaussichten ein, denn über den Meister werden sie von niemandem mehr informiert!

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Dieser Artikel wurde verfasst von Sandra Janßen